Wohnen mit der Ewigkeit

Hier wurde geweint und gelacht, gestritten und versöhnt, geliebt und vielleicht gestorben. Altstadtwohnen heisst, an der Geschichte eines Hauses weiterschreiben, in Räumen mit Vergangenheit die Zukunft finden. Lukas Rüefli 


Römer im Keller

Geschmückte Fenstersimsen und bepflanzte Balkonterrassen zeugen von bewohnt belebten Altstadthäusern. Hier bewohnen wir als Familie eine Umgebung, die seit 2000 Jahren besiedelt ist. Vielleicht begegnet einem ein Römer im Keller oder im Estrich der Karlsson vom Dach. Unsere Kleinste hat sich für Karlsson entschieden. Auch wenn sie in ihrem Estrichzimmer bisher nur von ihm geträumt hat. In den Keller geht sie ungern, obwohl der einzige Römer dort bloss der Römertopf ist. 

Das Haus ist auch ein Turm, Estrichzimmer und Keller sind weit voneinander entfernt; den Schlüssel vergessen hat Konsequenzen, Treppensteigen und ein kurzes Fluchwort gehören dazu. «Mindset» sagen meine Töchter. Okay, sage ich - und hoffe beim Aufstieg, es möge was von der viel beschworenen grauen Energie des Hauses auf mich überspringen. Oben angekommen möchte ich grad bleiben. Stimmungsvoll und atmosphärisch ist die Wohnung und schön das Gefühl, damit ein wenig dem Landverbau entgegen zu halten. 

 

Ohne Schnick und ohne Schnack

Es braucht Idealismus: Altstadtwohnen und Kleingewerbe findet oft im selben Altstadthaus statt. Und aus den nachbarschaftlichen Verhältnissen entsteht die Atmosphäre in den Häusern, auf den Gassen und Plätzen, in der gesamten Altstadt. Dabei ist das «Nutzungskonzept» der jeweiligen Altstadthäuser ausschlaggebend. Gehört das Wohnen dazu, ermöglicht dies den Hausverantwortlichen jene Flexibilität, welche gegenüber den Betreibenden kleiner Läden und Gastronomiebetrieben in der Altstadt massgebend sein kann. Gerade in schwierigen Zeiten. In unserem Haus gilt: Ohne Altstadtwohnen kein Kleingewerbe. Kleine, originelle und innovative Gewerbetreibende haben so gute Entwicklungschancen und die Wohnungen können auf eine achtsame Art modernisiert werden: Was hats von früher? Was muss ergänzt werden? Was brauchts neu? Was brauchts nicht wirklich – was brauchts wirklich nicht?